21/07/22
Schlauchleitung sicher gemacht

Checkliste für den Einsatz in der chemischen Produktion

Rohr- oder Schlauchleitung? Wer diese Gretchenfrage mit „Rohr“ beantworten kann, ist fein raus – und braucht unseren Beitrag gar nicht lesen. Doch in vielen Anwendungsfällen muss auf die flexiblere Schlauchleitung zurückgegriffen werden. Damit verbunden sind viele sicherheitsrelevanten Aspekte, die bei ihrem Einsatz zu berücksichtigen sind.

Beweglichkeit und schnelle Einsatzbereitschaft in verschiedensten Anwendungsfeldern – das sind die großen Stärken der Schlauchleitung. Damit kann sie, im Gegensatz zur starren Rohrleitung, überall dort eingesetzt werden, wo eine Anschlussseite ortsbeweglich sein muss. Ein typisches Beispiel dafür ist die Verladung von Tankwägen in stationäre Tanks.

Besondere Vorsicht bei Transport gefährlicher Medien

Die Crux: gerade aufgrund dieser Flexibilität benötigen Schlauchleitungen ein besonderes Augenmerk, vor allem in Branchen, in denen in den Schläuchen gefährliche Stoffe transportiert werden, wie in der chemischen Industrie. Die Sicherheit der Schlauchleitung ist hier von großer Bedeutung.

Welche die richtige ist, hängt von den Medien ab, die mit den Schläuchen in Kontakt kommen. Die daraus resultierenden Anforderungen müssen bei der Schlauchauswahl, dem Zusammenbau sowie beim Einbau der Schlauchleitung berücksichtig werden. Außerdem muss gemäß Betriebssicherheitsverordnung jeder, der eine Schlauchleitung in Betrieb nehmen möchte, zuvor eine Gefährdungsbeurteilung dafür erstellen.

Gefährdungsbeurteilung von Schlauleitungen ist Pflicht

Es ist § 3 der Betriebssicherheitsverordnung, der eine Gefährdungsbeurteilung vom Betreiber einer Schlauchleitung fordert. Dabei müssen zunächst sämtliche potenzielle Gefährdungen identifiziert und am besten in einem Gefährdungskatalog festgehalten werden. Das betrifft Gefährdungen, die mit der Benutzung der Schlauchleitungen selbst verbunden sind, sowie solche, die sich am Arbeitsplatz durch Wechselwirkungen mit anderen Anlagenteilen oder Arbeitsmitteln, mit Arbeitsstoffen oder der Arbeitsumgebung ergeben.

Anschließend sind entsprechende vorbeugende Maßnahmen zu erarbeiten, die die sichere Benutzung der Schlauchleitung gewährleisten sollen.

Ansatzpunkte für die Gefährdungsbeurteilung sind unter anderem

  • Betriebsparameter wie Medium, Druck oder Temperatur
  • Betrieb (Stichwort Handling)
  • Reinigung
  • Lagerung

Passende Schlauchleitung wählen

Säuren, Laugen, Lösemittel – in der chemischen Industrie werden viele Flüssigkeiten befördert, die stark reaktiv sind und entsprechendes Gefahrenpotenzial bergen. Damit diese Schlauch und Armaturen nicht angreifen, müssen letztere so beständig wie möglich sein. Besonders bewährt haben sich hier Fluorkunststoffe wie PTFE und seine Derivate, mit denen Armaturen und Kupplungen ausgekleidet oder beschichtet werden.

Neben der Medienbeständigkeit sind bei der Auswahl noch weitere Aspekte zu berücksichtigen. Unter anderem die mechanische Belastbarkeit, das Handling, die thermische Eignung oder die elektrischen Eigenschaften.

  • Mechanische Stabilität vs. Flexibilität und Handling
    Aus Anwendersicht eint der ideale Schlauch Robustheit mit Flexibilität, um ein leichtes Handling zu gewährleisten. In der Praxis muss jedoch in Abhängigkeit vom Einsatzbereich ein Kompromiss gefunden werden. Denn je robuster und stabiler der Schlauch, desto mehr wiegt er und desto weniger Flexibilität ist gegeben. Leichte, flexible Schläuche dagegen sind für viele Anwendungsfälle – gerade in der chemischen Industrie – nicht geeignet. Unsere Schlauchexperten unterstützen Sie deshalb gerne bei der Auswahl des passenden Modells unter Berücksichtigung Ihrer spezifischen Anforderungen.

  • Elektrische Eigenschaften
    Der Transport von Flüssigkeiten und anderen Medien im Schlauch bringt immer auch die Möglichkeit einer elektrostatischen Aufladung mit sich. Das gilt sowohl für die Innenseite des Schlauchs als auch durch Reibung an seiner Außenseite. Unter Umständen folgt dann eine plötzliche Entladung in Form von Funkenflug. Deshalb muss bei erhöhten Anforderungen (beispielsweise im Explosionsschutz EX-1-Bereich) an die elektrostatische Sicherheit eine im Inneren entstandene elektrische Ladung durch die Schlauchwand abgeleitet werden können. Außerdem müssen Schlauch und Leitung grundsätzlich geerdet werden.

  • Thermische Belastbarkeit
    Der Beständigkeit einer Schlauchleitung werden auch durch die Temperatur Grenzen gesetzt. So mag die Eignung bei 20°C Mediumtemperatur gegeben sein, bei 40° vielleicht noch eingeschränkt, bei 60° jedoch nicht mehr. Und nicht nur die Temperatur des zu transportierenden Mediums muss bei der Schlauchauswahl berücksichtig werden, sondern auch äußere Einflüsse durch Strahlungswärme.

    • Produkt-Tipp für hohe Mediumtemperaturen von bis zu 150°C:
      Universal-Saug- und Druckschlauch ELAFLON PTFE
    • Produkt-Tipp für Schutz gegen Funkenflug:
      VIGOT Feuerschutz-Schläuche aus besonders dichtem Hitzeschutzgewebe

Zusammenbau: Konfektionierung nur durch Profis

Eine Schlauchleitung besteht aus Schlauch und für den Anwendungsfall passenden Armaturen. Beim Konfektionieren werden diese an die Anschlussteile geschweißt oder geschraubt oder direkt an den Schlauch angeschweißt.

Weil dies Sachkenntnis und Erfahrung erfordert, sollten Schlauchleitungen nur von einer zertifizierten Schlauchwerkstatt konfektioniert werden. Betriebe, die keine eigene haben, müssen einsatzbereite bzw. fertig konfektionierte Schlauchleitungen erwerben – vom Fachhandel oder direkt vom Hersteller. Denn beim Konfektionieren kann einiges falsch gemacht werden. Typische Fehlerquellen sind unter anderem diese:

  • Verwendung ungeeigneter Armaturen oder Schläuche
  • Unzulässige Befestigungsarten
  • Vergessen der Ableitung elektrostatischer Aufladungen

Die Folgen einer unsachgemäßen Montage können gravierend sein: Neben einer Gefährdung von Mitarbeitern durch austretende Medien können auch Umweltgefährdungen wie beispielsweise Wasserverunreinigungen auftreten. Szenarien, die sich durch professionelles Konfektionieren einfach verringern lassen.

Schauenburg Industrietechnik bietet deshalb gerade für die chemische und pharmazeutische Industrie komplett konfektionierte Schlauchleitungen inklusive passender Armaturen an. Alle nach DIN EN10204 zertifiziert.

Wichtig in jedem Fall ist die regelmäßige Überprüfung von Schlauch und Armaturen – auch das übernehmen wir für Sie. Im Rahmen einer mobilen Schlauchprüfung kommen wir direkt an Ihren Firmensitz. Unsere Fachberater Schlauch- und Armaturentechnik beraten Sie gerne für Ihren konkreten Anwendungsfall. Sprechen Sie uns an!

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